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Digitalisierung, Sammlungen

DFG fördert Editionsprojekt zu den Orient-Reisetagebüchern des Thüringer Botanikers Carl Haussknecht

Friedrich-Schiller-Universität Jena
Blick in eines der Reisetagebücher des Botanikers Carl Haussknecht vom 30. März 1867. Diese Reistage ...© Herbarium Haussknecht/FSU

Blick in eines der Reisetagebücher des Botanikers Carl Haussknecht vom 30. März 1867. Diese Reistage ...
© Herbarium Haussknecht/FSU

Botaniker_innen der Universität Jena starten gemeinsam mit Partner_innen aus Universitäten Marburg und Halle ein interdiziplinäres Editionsprojekt zu den Orient-Reisetagebüchern des Thüringer Botanikers Carl Haussknecht. Die DFG fördert das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben mit kulturhistorischer Dimension „Die Reisen des Botanikers Carl Haussknecht (1838–1903) in das Osmanische Reich und nach Persien (1865 und 1866–1869)“ mit fast 400.000 Euro.

Der Naturforscher Carl Haussknecht fand und sammelte Pflanzen, die einen wesentlichen Teil des Herbariums Haussknecht bilden, das, 1896 in Weimar gegründet, seit langem zur Friedrich-Schiller-Universität Jena gehört. Haussknecht legte dadurch nicht nur den Grundstock der heute mit 3,5 Millionen Pflanzenbelegen weltweit berühmten botanischen Sammlung, er leistete damit auch einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Orientbotanik. Doch Haussknecht brachte noch mehr mit: 15 eng in Kurrentschrift beschriebene Oktavhefte mit insgesamt fast 1.000 Seiten zu seinen Reiseeindrücken und den Pflanzen. Diese Reistagebücher, die im Institut für Spezielle Botanik der Universität Jena vorliegen, werden jetzt in einem großen orts- und fächerübergreifenden Projekt herausgegeben und kommentiert.
Ziel des Forschungsprojekts ist es zunächst, mehr über die Sammlung zu erfahren, da bislang der genaue Umfang der Haussknechtschen Sammlung nicht bekannt ist. Außerdem helfen die Tagebücher dabei, die Bezeichnungen für manche Pflanzen zu erforschen und abzuleiten. Zudem sind die Informationen in den Tagebüchern für ein weites Spektrum an Disziplinen wie Geologie, Geografie, Kartografie, Zoologie, Landeskunde, Sozial- und Kulturgeschichte von Interesse.

Wichtig für die kulturelle Dimension der Tagebücher ist auch, dass Haussknecht diese nie zur Veröffentlichung vorgesehen hatte, sie daher sehr persönliche Gedanken und Einschätzungen von Menschen und der politischen Lage enthalten.
Zu den Aufgaben des Projektteams gehören die Identifizierung und kritische Kommentierung von Pflanzennamen, geografischen Bezeichnungen, lokalen Verhältnissen und Begebenheiten sowie die Einordnung von deren wissenschafts- und kulturgeschichtlicher Relevanz. Die nächste Anforderung besteht darin, die kommentierten Schriften weltweit zugänglich zu machen. Der umfassende Webauftritt soll, so die Pläne des Teams, bereits vor Ende des Projekts im Jahr 2020 online gehen und kontinuierlich befüllt werden.

Veröffentlicht am 12.06.2017