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Forschung und Lehre, Sammlungen

Öffentliche Vortragsreihe „Decolonizing Knowledge. Objekte, Sammlungen und die Ambivalenz der Aufklärung” im Sommersemester 2018

Zentrale Kustodie der Georg-August-Universität Göttingen
Öffentliche Vortragsreihe „Decolonizing Knowledge. Objekte, Sammlungen und die Ambivalenz der Aufklärung” im Sommersemester 2018

Postkoloniale Studien machten in letzter Zeit vermehrt auf den Zusammenhang zwischen Wissensproduktion und kolonialer Machtausübung aufmerksam. Kolonialismus kann damit nicht nur als eine soziale, politische oder ökonomische Praxis betrachtet werden, die sich über direkte Herrschaft und Ausbeutung etabliert und aufrechterhält, sondern auch als eine Wissensordnung, die „westliches“ Wissen universalisiert und gleichzeitig „andere“ Wissensbestände marginalisiert. Dass mit dem Ende der realen kolonialen Herrschaft keineswegs ein Ende asymmetrischer Wissensordnungen verbunden ist, bildet ebenfalls eine wichtige Einsicht postkolonialer Studien.

Die Referentinnen und Referenten der Reihe fragen anhand unterschiedlicher Fallbeispiele zum einen danach, welchen Anteil Wissen am europäischen kolonialen Projekt hatte und wie dieses Wissen zu einem Teil der kolonialen Herrschaftspraxis wurde. Besonderes Interesse gilt der materiellen Kultur der Wissenschaften. Über das Sammeln, Ordnen und öffentliche Inszenieren wurden universitäre Sammlungsobjekte zu einem zentralen Instrument, um Wissen über den „Anderen“ herzustellen und zu vermitteln.

Zum anderen geht es um das ambivalente Erbe aufgeklärter Wissensparadigmen. Das Versprechen der Aufklärung nach Partizipation und Emanzipation durch den Gebrauch der Vernunft und die Anwendung kritischen Denkens ging Hand in Hand mit der Suche nach universellen Wahrheiten, die kulturelle Differenzen übergeht und sich weigert, alternative Wissensformen als gleichwertig anzusehen. Wie können die Prinzipien der Aufklärung in heutigen Zusammenhängen produktiv gemacht werden, ohne dabei überkommene Wissenshierarchien zu reproduzieren?

Zeit und Ort
Montags, 18.15 bis 19.45 Uhr in der Taberna in der Alten Mensa, Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen

Programm
14.5. Richard Hölzl (Göttingen): Das Zirkulieren von Intimität. Tansanische Initiationsobjekte aus der Sammlung des Missionars und Ethnologen Meinulf Küsters und ihre Karriere im 20. Jahrhundert

28.5. Rebekka Habermas (Göttingen): Born to go wild? Koloniale Forschungsreisen im langen 19. Jahrhundert

4.6. Regina Sarreiter (Berlin): Ton, Steine, Scherben - Synchronisierte Objektgeschichten jenseits institutioneller Ordnung

5.6., 18-20h Philipp Schorch (München): Curating socialist environments: (Post)colonial histories, ethnographic exhibitions and public art interventions [zus. mit Lehrstuhl für Neuere Geschichte]
! Abweichender Veranstaltungsort: PH 20, Humboldtallee 19/21 !

11.6. Karin Hostettler (Basel): Zum Othering in der kritischen Philosophie Kants
! Abweichender Veranstaltungsort: Auditorium, Weender Landstraße 2, Seminarraum Erdgeschoss !

18.6. Sebastian Garbe (Gießen): Die Sozialwissenschaften dekolonisieren: mit anstatt über den Süden denken.

2.7. Ruth Sonderegger (Wien): Eine Weichenstellung von irritierender Nachhaltigkeit. Zur Entstehung der deutschsprachigen ästhetischen Theorie im globalen und kolonialen Kontext des 18. Jahrhunderts

9.7. Nikita Dhawan (Innsbruck): Rescuing the Enlightenment from the Europeans

Veröffentlicht am 25.04.2018