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Forschung und Lehre

Ringvorlesung „Kunsthistorische Objektwissenschaft“

an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Welche weitreichenden Perspektiven sich eröffnen, wenn der kunsthistorische Blick verstärkt auf Gegenstände gerichtet wird, welche dem modernen, europäischen Kunstbegriff nicht entsprechen, hat in der jüngeren deutschsprachigen Kunstgeschichte die Bildwissenschaft bewiesen. 

Wird aber die Kunstgeschichte zu einer Bildwissenschaft, so reduziert sie ihren Kompetenzbereich drastisch – indem sie ganze Gegenstandsbereiche ausgrenzt, die keine Bilder sind. Gemeint ist zunächst das europäische ‚Kunstgewerbe‘. Aber auch vielfältige Artefakte außereuropäischer, oft vorkolonialer Kulturen werden vernachlässigt, obwohl ihnen in einer global und interdisziplinär aktiven Kunstgeschichte eine entscheidende Rolle zukommen muss.

Daher sollte eine Objektwissenschaft der Bildwissenschaft an die Seite gestellt werden, keinesfalls in einer Opposition, sondern in produktiver Zusammenarbeit: Allein aus dem Grund, dass die komplexen Verhältnisse zwischen Bild und Objekt zentrale Fragen des Faches darstellen. 

Die Vortragsreihe präsentiert Ergebnisse und Erkenntnisse der Forschergruppe „Vormoderne Objekte“ (Ludwig-Maximilians-Universität München / Elitenetzwerk Bayern) und lädt auswärtige Gäste dazu ein, ihre Erfahrungen und Vorstellungen im Feld der kunsthistorischen Objektwissenschaft zu erläutern. Sie findet immer montags von 18 bis 20 Uhr im Hauptgebäude, Raum M 018 Geschwister-Scholl-Platz 1, statt. 

Pogramm

23.10. Dr. Philippe Cordez (LMU, Vormoderne Objekte)
Objekte in Buchform. Vom Reliquiar zur Laptoptasche

30.10. Dr. Philippe Cordez / Ella Beaucamp M.A. (LMU, Vormoderne Objekte)
Typisch Venedig? Venezianische Ware im Mittelalter

06.11. Prof. Dr. Ernst Seidl (Museum der Universität Tübingen)
Kunstgeschichte, ‚Objektwissenschaft‘ und wissenschaftliche Universitätssammlungen

13.11. Dr. Philippe Cordez (LMU, Vormoderne Objekte)
Elfenbeinkämme. Vom Mittelmeer in die lateinischen Kirchen, 5.-12. Jahrhundert

20.11. Prof. Dr. Omar Nasim (Universität Regensburg)
Ornament and the Mind Sciences: A History of Lines, Flatness, and Race

04.12. Susanne Thürigen M.A. (LMU, Vormoderne Objekte)
Von Nah und Fern. Tischuhren der Renaissance und die Messung unerreichbarer Dinge

11.12. Dr. Annette C. Cremer (Justus-Liebig-Universität Gießen)
Vier Zugänge zu (frühneuzeitlicher) materieller Kultur: Text, Bild, Objekt, Re-enactment

18.12. Romana Kaske M.A. (LMU, Vormoderne Objekte)
Objekte des Krieges: Literatur, Kunst und Wirklichkeit

08.01. Dr. Carolin Behrmann (Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut)
Attribut und Anerkennung: Zur Präsenz der Objekte im Recht

15.01. PD Dr. Daniel Hornuff (Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe)
Embedded Objects. Dinge im Gebrauch und ihre methodologischen Herausforderungen

22.01. Dr. Julia Saviello (Goethe-Universität Frankfurt / LMU, Vormoderne Objekte)
Bemalte Schilde und die Semantiken eines Bildträgers

Portal „Wissenschaftliche Sammlungen“

Ludwig-Maximilians-Universität München
Veröffentlicht am 09.11.2017