Prothesen begleiten offenbar – wie Krankheiten auch – die Menschheit seit frühester Zeit. Wenn eine Verletzung oder ein Leiden Spuren hinterlässt, die mit der Einschränkung besonderer Körperfunktionen einhergehen, liegt der Gedanke nahe, der Natur auf die Sprünge zu helfen. Hier gilt es, Ersatz zu schaffen, der einzelne willkürliche und unwillkürliche Leistungen wieder möglich macht: Gehen, Greifen, Hören, Sehen, ein regelmäßiges Schlagen des Herzens …     

Dabei finden die beteiligten Akteure – Mensch und Prothese – historisch betrachtet, zu bestimmten Zeiten zueinander. Der versehrte Körper präsentiert vor dem Hintergrund medizinischer Erfahrungen und Erkenntnisse anschlussfähige Schnittstellen im Gewebe. Verfügbarer Materialien und Techniken machen diverse prothetische Konstruktionen denk- und realisierbar. Zu welchem Zeitpunkt die Akteure in welchem Ausmaß und in welch spezifischer Ausrichtung allerdings tatsächlich zueinander finden, scheint in hohem Maße kulturell und gesellschaftlich vermittelt zu sein.    

In dem Beitrag werden bestimmte meeting points zwischen Mensch und Prothese aufgesucht und die Frage nach der Geschichtlichkeit der Prothetik gestellt.    

Prof. Dr. Thomas Schnalke ist Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité Berlin.

Einlass ab 17.00 Uhr in der Hörsaalruine des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité. Der Eintritt ist frei.