Praxisberichte

Digitalisierung, Forschung, Konservierung & Restaurierung

3D-Scanning im Rahmen der Neukonservierung der Geiseltalsammlung

Praxisbericht von Michael Stache und Dr. Meinolf Hellmund
Veröffentlicht am 12.03.2014
Scannen eines Beckens von Gastornis (Diatryma) GMH XIV-658-1956 mit dem 3D-Oberflächenscanner. Foto: Michael Stache, 2012. © ZNS

Scannen eines Beckens von Gastornis (Diatryma) GMH XIV-658-1956 mit dem 3D-Oberflächenscanner. Foto: Michael Stache, 2012. © ZNS

Die Geiseltalsammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist sowohl wissenschaftlich als auch in kultureller Hinsicht einmalig. Sie umfasst ca. 50.000 fossile Einzelstücke, die ungefähr 50 Millionen Jahre alt sind und aus dem Geiseltal südlich von Halle (Saale) stammen. Mit ca. 125 beschriebenen Arten und davon ca. 50 Erstbeschreibungen, die als sogenannte Typus-Exemplare der verbindlichen Charakterisierung einer Art dienen, gelten diese Fossilien mit als wichtigste Repräsentanten des Eozäns. Am 12. Januar 2012 wurde die Geiseltalsammlung in das „Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes“ aufgenommen.
 

Projekte zur Neukonservierung

Um die notwendigen konservatorischen Arbeiten an den Sammlungsstücken fortzuführen, wurde 2012 ein spezielles Projekt zur „Neukonservierung der Geiseltalsammlung“ entwickelt. Dabei wurde eine spezifische Herangehensweise für die Restaurierung der jeweiligen Präparate entwickelt, um so eine langfristige Erhaltung der Geiseltalfossilien zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang wurden die nachfolgenden Richtlinien zur präventiven Konservierung formuliert:

  1. alle verwendeten Materialien müssen säurefrei sein;
  2. diese Materialien dürfen generell keine Substanzen enthalten bzw. physikalische Eigenschaften aufweisen, die dem Sammlungsgut schaden könnten; 
  3. alle verwendeten Imprägnierungsmittel müssen reversibel sein; 
  4. es dürfen nur Lichtquellen mit unbedenklichen Wellenlängen benutzt werden; 
  5. die Sammlungsräume müssen ein stabiles Raumklima aufweisen. 
  6. Archiv- und Sammlungsräume müssen von Arbeitsräumen getrennt sein.

Diese Richtlinien beruhen auf Empfehlungen und Normen zur sicheren Lagerung von Sammlungsgut.
 

3D-Scanner

Bearbeiteter Scan des Beckens von Gastornis (Diatryma), Gesamtlänge 55 cm, GMH XIV-658-1956. Erstellt: Michael Stache, 2012. © ZNS (Bild auf Y)
Bearbeiteter Scan des Beckens von Gastornis (Diatryma), Gesamtlänge 55 cm, GMH XIV-658-1956. Erstellt: Michael Stache, 2012. © ZNS (Bild auf Y)

Als ein wichtiger Schritt zur Neukonservierung wurde ein mobiler 3D-Oberflächenscanner angeschafft. Damit können Objekte mit einer komplizierten Ober- flächenstruktur und vielen Unterschnei- dungen in einem Arbeitsgang zeitsparend und ohne größere Nacharbeiten digitalisiert werden.

Mit den gewonnenen Daten wird anschließend ein Monitoring durchgeführt, um etwaige Veränderungen zu erkennen. Als nachfolgender Schritt werden mit Hilfe der CNC-Frästechnik „Stützunterbaue“ erstellt, die als Grundlage für eine Neukonservierung mittels Transfertechnik unabdingbar sind. Des Weiteren können die digitalisierten Geiseltalfossilien nun auch der nationalen bzw. internationalen Forschung zu Verfügung gestellt werden, ohne die Gefahr einzugehen, dass die oftmals fragilen Originale durch Transporte gefährdet oder gar beschädigt werden.