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Onlineveranstaltung, Vorlesungsreihe

Karen Nolte: "Vom Tasten zum Sehen. Eine Objektgeschichte der geburtshilflichen Untersuchung"

Im Rahmen der Ringvorlesung „Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen" der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland

25. November 2024 18.00 Uhr
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Kurssaal (Raum 1.18), Gerlachbau/Campus Nord, Philippstr. 13, 10115 Berlin

Karen Nolte:

Im Rahmen des BEGLEIT-Forschungsprojekts der Koordinierungsstelle findet im Wintersemester 2024/25 die Ringvorlesung "Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“ statt.

Im Fokus der Verantsaltungsreihe steht die Frage, wie Forschende in ihren jeweiligen Disziplinen auf Sammlungen und Objekte zugreifen, wie sie diese für ihre Forschungsthemen befragen und nutzbar machen und auf welche theoretisch-methodischen Zugänge sie dafür zurückgreifen. Die Reihe wird am 25. November, 18:00 c.t. fortgesetzt mit dem Vortrag:

Vom Tasten zum Sehen. Eine Objektgeschichte der geburtshilflichen Untersuchung
Prof. Dr. Karen Nolte (Universität Heidelberg)

Als männliche Ärzte in Deutschland das von Frauen dominierte Terrain der Geburtshilfe betraten, mussten sie sich mit ihrer eigenen und der weiblichen Schamhaftigkeit in Bezug auf die Genitaluntersuchung auseinandersetzen. Sie beschränkten die geburtshilfliche Untersuchung zunächst auf moralisch vertretbare und gründlich erlernte Berührungen. Im Vortrag wird rekonstruiert, wie männliche Geburtshelfer mit weiblicher Schamhaftigkeit umgingen und wie sich dieser Umgang in geburtshilflichen Objekten manifestierte. Anhand einer objektbezogenen Analyse von Specula vaginae und Zervixmodellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert in den deutschen geburtshilflichen Sammlungen in Würzburg und Göttingen wird gezeigt, wie sich die geburtshilfliche Untersuchung und damit die Objekte selbst im Laufe des 19. Jahrhunderts historisch in Form und Funktion veränderten. Die Spekula entwickelten sich von dem Röhrenspekulum, das einen eingeschränkten Blick auf die weiblichen Genitalien erlaubte, zum schnabelförmigen und zweiteiligen Spekulum, mit der die Vagina weit aufgespreizt werden konnte. Die Etablierung des medizinischen Blicks bei der geburtshilflichen Untersuchung spiegelt das Aufkommen des wissenschaftlichen Konzepts der Objektivität um 1850 wider.

Veranstaltungsort:
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Kurssaal (Raum 1.18)
Gerlachbau/Campus Nord
Philippstr. 13, 10115 Berlin

Online-Teilnahme per Zoom

Das vollständige Programm der Ringvorlesung "Hands On. Forschungsperspektiven auf Sammlungen“ gibt es hier:
https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/allianz2/ringvorlesung/.

Veröffentlicht am 07.11.2024