Termine

Konferenz/Tagung/Workshop

Möglichkeiten, Herausforderungen und Konsequenzen der Digitalisierung von Museumssammlungen

AG Museum; AG Materielle Kultur

10./11. September 2020
Köln / Bonn

Digitale Sammlungen sind inzwischen weit verbreitet. Zahlreiche Museen haben einen Großteil ihrer Objekte digitalisiert oder sind dabei, dies zu tun; spezielle Förderformate v. a. des BMBF haben universitäre Institute ermutigt, Sammlungen zu digitalisieren. Allerdings stellen Fragen der Bewertung dieses Prozesses wie auch die praktische Umsetzung Museen und universitäre Institute weiterhin vor Herausforderungen, die von der dafür erforderlichen zusätzlichen Arbeitsleistung über die Nutzungsdauer von Digitalisaten, der nachhaltigen Nutzung von Onlineportalen bis hin zu rechtlichen Aspekten und solchen der epistemologischen Konsequenzen reichen.

Ethnologische Museen und Universitätsinstitute mit ethnologischen Sammlungen stehen dabei vor ganz besonderen Erwartungshaltungen unterschiedlichster Akteure. Da diese Sammlungen oftmals in kolonialen Kontexten entstanden sind, werden sie heute zunehmend in Restitutionsdebatten eingebunden. Bieten Digitalisierungen neue Optionen der Rückkehr von Objekten an den Ort und in den Zusammenhang ihrer Entstehung, bei denen die ‚Originale‘ noch nicht einmal das Depot oder den Ausstellungsraum verlassen müssten? Entspricht eine solche Praxis der postkolonialen Agenda ethnologischer Museen und Sammlungen? Wie verhalten sich Aspekte der Materialität und Immaterialität digitaler Objekte zu Forderungen nach Zugriffsmöglichkeit der Urheber? Bieten weltweite Zugänglichkeit und das Aufbrechen visueller Ökonomien neue Chancen für eine Dezentralisierung und Zirkulation von Sammlungen? Oder zementieren im globalen Norden standardisierte Daten(bank)formate (neo-)koloniale Strukturen im Museum? Welche Rolle spielen online zugängliche ethnologische Sammlungen in der Provenienzforschung? Wie werden Fragen der Aura, der Unikate und des didaktischen Potentials im Licht der neuen Möglichkeiten beurteilt?

Die AG Museum und die AG Materielle Kultur stellen diese Fragen ins Zentrum der Tagung, die am 10. und 11. September in Köln und Bonn stattfinden wird. Wir freuen uns auf Beiträge, die sich mit der Digitalisierung ethnologischer Museums- und universitärer Sammlungen auseinandersetzen und ihre Chancen und Probleme analysieren. Insbesondere sollen Aspekte der Digitalisierung (Materialität/Immaterialität, Original/Kopie, Musealisierung als Fetischisierung, technische Probleme, Handlungspraktiken und Transformationen in den Institutionen, Kontinuität von Projekten, Messung ihres Nutzens) und der Besonderheiten ethnologischer Sammlungen (Heterogenität der ‚Objekte‘; Berücksichtigung postkolonialer Agenden, Taxonomien und ‚secret/sacred‘ Bestände; digital return/repatriation, digital gap) sowie möglicherweise die Frage nach einem Code of Ethics für die Digitalisierung diskutiert werden.

Vermittels eine Teilfinanzierung der DGSKA kann den angenommenen Referenten die Übernahme der Reisekosten (in begrenztem Umfang) zugesagte werden.

Bitte senden Sie ein Abstract von max. 200 Worten bis zum 30. Juni 2020 an:
AG Materielle Kultur: Hans Peter Hahn (hans.hahn(at)em.uni-frankfurt.de)
AG Museum: Oliver Lueb (oliver.lueb(at)stadt-koeln.de) und Karoline Noack (knoack(at)uni-bonn.de)


Veröffentlicht am 26.05.2020