Konferenz/Tagung/Workshop
Tagung: Pflanzen – Tiere – Menschen: Präparieren, Konservieren, Ausstellen. “Doing Objects” in historischer und aktueller Perspektive
Georg-August-Universität Göttingen | Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen
16./17. October 2024
Göttingen
Wie nie zuvor stehen museale Sammlungen und die darin enthaltenen „natürlichen“ Objekte, die zum Beispiel in Form von Präparaten in den Sammlungen liegen, im Fokus von Forschung und Öffentlichkeit. Material Turn, Akteur-Netzwerk-Theorie und Provenienzforschung sind nur einige wenige Ansätze, die in der jüngeren Vergangenheit den Blick auf die Objekte in Museen prägten und veränderten. Meist geht es dabei um einen theoretischen Zugang zu diesen Objekten: Fragen nach ihrer Beziehung zu Sammelnden, Forschenden und Betrachtenden und der Beitrag dieser Objekte zur Wissensgenese stehen im Fokus vergangener und aktueller Forschung. Auch Fragen über den zukünftigen Umgang mit diesen Objekten, besonders dann, wenn es sich um sogenannte sensible Objekte menschlicher Provenienz handelt, werden immer wieder diskutiert. Indes bleiben die mit diesen Objekten verbundenen konservatorischen Praktiken häufig im Schatten solcher forscherischen Aufmerksamkeit. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Behandlung, die diese Objekte durchliefen, bevor sie eine Sammlung erreichten, als auch späterhin in der Sammlung selbst. Dabei gilt es festzuhalten, dass gerade das “Doing”, d.h. die theoretischen Überlegungen im Zusammenspiel mit dem praktischen Umgang, ein Objekt beziehungsweise ganze Objektgruppen erst determinieren.
Hans-Jörg Rheinberger verwies in seiner Forschung wiederholt auf die Bedeutung von Präparaten als epistemische Objekte.
Die Beiträge unserer Tagung „Pflanzen – Tiere – Menschen: Präparieren, Konservieren, Ausstellen. “Doing Objects” in historischer und aktueller Perspektive“ wollen die verschiedenen Prozesse des zugrundeliegenden Strebens nach Erkenntnisgewinn transparent machen, indem sie die Wege der Objekte aus der Natur hin zu ihrem Werden zum "Wissensding" im Zusammenspiel mit allen involvierten Akteursgruppen und Werkzeugen aufzeigen. Uns ist es besonders wichtig, die letztgenannten praxeologischen Motive mit einzubeziehen. Das Tagungsprogramm bindet deshalb neben Beiträgen von Wissenschaftler:innen auch solche von Präparator:innen, um beide Seiten ins Gespräch zu bringen. Neben den Objekten und Akteursgruppen werden auch Strategien der Deponierung und Zurschaustellung im Museum im Fokus unserer Diskussionen stehen.
Programm
Mittwoch, 16.10.2024
15:00
Ankommen und Anmeldung
15:30
Begrüßung und Einführung
Annekathrin Krieger, M.A., Geschichte, Netzwerk Provenienzforschung Nds.
Victoria Morick, M.A., Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen
16:00 Panel I: Pflanzen
Moderation: Jan Brinkmann, B.A., Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen
Die „Flora von Deutsch-Ostafrika“ zweidimensional. Herbarbögen und ihre Materialität am Beispiel des Herbariums Albert Peters
Charlotte Prauß, M.A., Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen/ab Oktober 2024 voraus. Justus-Liebig-Universität Gießen
Wie frisch geerntet. Fruchtmodelle aus dem 19. Jahrhundert im Spannungsfeld von Fachwissenschaft und Kunstliebhaberei
Dr. Maria Will, Biologie, Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
Genbanken. Institutionen zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt für künftige Generationen
Prof. Dr. Andreas Börner, Ressourcen Genetik und Reproduktion, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung
Kommentar: Frauke Ahrens, M.A., Europäische Ethnologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
18:00
Kaffeepause
18:30 Keynote
Über das Präparieren als Modus der Wissensgewinnung
Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger, Geschichte, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
20:00
Gemeinsames Abendessen
Donnerstag, 17.10.2024
08:30 Panel II: Tiere
Moderation: Charlotte Hoes, M.A., Geschichte, Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz; Georg-August-Universität Göttingen
Das Unbekannte präparieren. Gorillas in Naturkundemuseen des 19. Jahrhunderts
Annekathrin Krieger, M.A., Geschichte, Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen
Zugang zum Toten Tiere. Zoologische Sammlungen und Koloniale Fundorte
Catarina Madruga, PhD, Geschichte, Centre for the Humanities of Nature. Museum für Naturkunde Berlin
Präparation von Primaten in Museumsqualität. Heutige Anforderungen und zeitgenössische Methoden
Daniel Salzer, Präparation, Freischaffend
Kommentar: Prof. Dr. Margarete Vöhringer, Kunstgeschichte, Georg-August-Universität Göttingen
10:30
Kaffeepause
11:00 Panel III: Menschen
Moderation: PD Dr. Carolin Kosuch, Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen
Zwischen Mensch und Objekt: Krankheit in medizinischen Präparaten und Moulagen
Victoria Morick, M.Ed., Geschichte, Georg-August-Universität Göttingen
Von Wachs, Kartons und Körpern. Zur Im*materialität von medizinischen Präparaten im kuratorischen Kontext
Johanna Lessing, M.A., Kulturwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen
Humananatomische Aufhellungspräparate nach der Spalteholz-Methode – Forschungsprojekt zur Provenienz, Konservierung und Restaurierung – Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Jakob Fuchs, Restaurierung, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Kommentar: Dr. Henrik Eßler, Geschichte, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, UKE Hamburg
13:00
Mittagspause
14:30
Führung durch das Forum Wissen
15:30
Abschlussdiskussion (im Forum Wissen, Vestibül)
16:30 Ende
Weitere Details finden Sie unter: https://www.hsozkult.de/event/id/event-146262.
Veranstaltungsort:
„Alte Mensa“ (Wilhelmsplatz 3, 37073 Göttingen); Forum Wissen (Berliner Str. 28, 37073 Göttingen)