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Ausstellung "Die nationalsozialistischen 'Euthanasie'-Morde"

Abtransport von Patienten des Anstalt Liebenau am 2.10.1940. © freigegeben für die Öffentlichkeitsarbeit von der Stiftung Liebenau, Meckenbeuren-Liebenau

Abtransport von Patienten des Anstalt Liebenau am 2.10.1940. © freigegeben für die Öffentlichkeitsarbeit von der Stiftung Liebenau, Meckenbeuren-Liebenau

In 40 Zeichnungen unter dem Titel Der Siegeszug der Sterelation versuchte Wilhelm Werner das Leid, das ihm durch eine Zwangssterilisation auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933 zugefügt worden war, zu verarbeiten. Mit der Diagnose "Idiotie" lebte er im bayerischen Werneck in einer Anstalt für psychisch kranke Menschen, wo er 1940 durch einen Meldebogen der Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten erfasst und anschließend in der Anstalt Pirna-Sonnenstein durch Gas ermordet wurde.

Das Leben von Anstaltspatienten war bereits seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten durch radikale Sparmaßnahmen massiv bedroht. Dazu traten die Gesetze zur Erbgesundheitspflege und Rassenhygiene. Ab 1939 entschieden Gutachter über die Tötung von arbeitsunfähigen, pflegeaufwändigen und störenden Patienten. Die Ausstellung Die nationalszialistischen "Euthanasie"-Morde widmet sich der Euthanasie-Debatte seit der Weimarer Republik und der Durchführung von Patientenmorden im Dritten Reich. Sie beschreibt die besondere Bedeutung der Berliner Organisationszentrale in der Tiergartenstraße 4 und erläutert weitere Mordaktionen gegen psychisch kranke und geistig behinderte Männer, Frauen und Kinder in Deutschland und Europa ab 1939. Zehn lebensgeschichtliche Skizzen von Opfern der Patientenmorde verdeutlichen die individuelle Dimension dieser Verbrechen.

Für Kiel erhält die Ausstellung besondere Bedeutung, da einer der vier Hauptgutachter der durch die Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten in die Wege geleiteten Tötungsaktionen 1954 den Kieler Lehrstuhl für Kinderheilkunde übernahm. Prof. Dr. Werner Catel befürwortete auch nach Ende des nationalsozialistischen Regimes entschieden die Kindereuthanasie und musste sich für sein Handeln im Dritten Reich nie vor Gericht rechtfertigen. Erst 1960 wurde er auf Druck der Öffentlichkeit in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Die Wanderausstellung Die nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde entstand im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes zur Errichtung der Gedenkstätte Tiergartenstraße 4 in Berlin. Sie ist bis 24. Februar in der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung Kiel zu sehen.

Laufzeit: bis 24. Februar 2019, Di – Fr 10 – 16 Uhr, So 12 – 16 Uhr

Kosten: regulär 3 €, ermäßigt 1 €, Führung 50 € (Schulklassen 30 €)

Altersempfehlung: Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene

Veröffentlicht am 22.01.2019