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Ausstellungen, Sammlungen

Ausstellung „Schwellenwert“ im Forum Wissen Göttingen eröffnet

Blick in die Sonderausstellung „Schwellenwert“ im Freiraum des Forum Wissen, Foto: Jana August.

Blick in die Sonderausstellung „Schwellenwert“ im Freiraum des Forum Wissen, Foto: Jana August.

Wie der Mensch zum Objekt moderner Wissenschaften wurde, erzählen die Sammlungen der Georg-August-Universität facettenreich. Die Berliner Künstlerin Anja Nitz folgte den Zeugnissen dieser mitunter umstrittenen Verwissenschaftlichung menschlicher Körper an drei Orten des Göttinger Campus. Sie fotografierte in den Jahren 2019 bis 2020 in der Anthropologischen Sammlung (Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut), in der Moulagensammlung (Institut für Ethik und Geschichte der Medizin) sowie in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen (Archäologisches Institut). Auf der Grundlage ihrer Fotografien, Zeichnungen und Abgüsse entstand die Installation „Schwellenwert“, die aktuell im Freiraum des neu eröffneten Forum Wissen zu sehen ist.

Vergleichendes Sehen wird zur künstlerischen Methode. Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Archäologie, Anthropologie und Medizingeschichte im Zugriff auf ihre Objekte? Wie beschreiben die Fotografien das Verhältnis von wissenschaftlichem Objekt und individueller Person, von Künstlichkeit und Natürlichkeit, von Sammeln und Forschen, von Depot und Ausstellung, von Sammlungsobjekten zu ihren Möbeln und Räumen? Wie unterscheiden sich die drei Depots voneinander, die Nachahmungen, Spuren oder gar Überreste des menschlichen Körpers aufbewahren? Was bedeutet, auch in ethischer Perspektive, die Öffnung dieser Depots?

Anja Nitz (*1971) interessierten in ihrer bisherigen Arbeit vor allem Institutionen, die gesellschaftlich wichtige Funktionen haben, dennoch nur eingeschränkt öffentlich zugänglich sind und so halböffentliche Räume ausbilden (z.B. Museen, Botschaften, Krankenhäuser). Mit ihrer Göttinger Ausstellung beginnt die Reihe „Kunst aus Sammlungen“. Von der Professur Materialität des Wissens ins Leben gerufen, ermöglicht sie Künstler:innen in den akademischen Sammlungen der Georg-August-Universität zu arbeiten.

Veröffentlicht am 13.06.2022