Call for Papers
Call for Papers: Workshop „Theater: 1920“
Ein theater- und kulturhistorischer Workshop der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Köln
Der Workshop beschäftigt sich mit Theater - Ästhetik - Repertoire in der Weimarer Republik zu Beginn der Spielzeit 1920/21 und nimmt somit das Theater der Weimarer Republik in seiner Vielgestaltigkeit zwischen Traditionsbewusstsein und Dynamik der Moderne in den Blick. Die Beiträge für den Workshop sind als Werkstattberichte zu verstehen, die Theaterinszenierungen aus dem Jahr 1920 betrachten.
Der Workshop findet entsprechend der dynamischen Situation um das Coronavirus als Präsenzveranstaltung in Köln und/oder digital als Zoom-Meeting statt.
Mit dem Workshop „Theater: 1920“ wird das Theater der Weimarer Republik in seiner Vielgestaltigkeit zwischen Traditionsbewusstsein und Dynamik der Moderne in den Blick genommen. Sowohl in der kultur- als auch in der theaterhistorischen Beschäftigung hat sich ein Kanon weniger Inszenierungen, Dramen und Theatermacher:innen herausgebildet, der in den Studien über die deutsche Geschichte zwischen 1919 und 1933 konstant wiederholt wird. Im Rahmen des großen Jubiläums der Weimarer Republik im Jahr 2019 schien das Theater – mit Ausnahme der Bauhaus-Bühne, die wiederum lediglich wegen des Bauhaus-Jubiläums beachtet wurde – nahezu in Vergessenheit geraten zu sein. Der Workshop Theater: 1920 begegnet dieser Lücke mit einem spezifischen Zugriff: Theater- und Kulturhistoriker:innen sind eingeladen, sich nur mit Inszenierungen, die im Jahr 1920 zur Premiere kamen, oder mit Theatermomenten, die sich 1920 ereigneten, zu beschäftigen. Über die Setzung des Jahrs 1920 als Ausgangspunkt werden nicht mehr bloß Innovationen und Skandale zentral gesetzt, vielmehr wird – in Anlehnung an Tracy C. Davis’ historiografische Konzeption des Repertoire-Begriffs (2009 & 2012) – das Gewöhnliche ebenso zu betrachten sein wie das Außergewöhnliche.
So eng der zeitliche Fokus ist, so offen ist der topografische und thematische Rahmen: Ganz bewusst sollen nicht nur Produktionen diskutiert werden, die in Berlin oder anderen Großstädten herauskamen, von Interesse sind ebenso Aufführungen kleiner Staats-, Stadt-, Privat-, Kabarett- oder Freilichttheater. Möglich sind unter anderem Fallbeispiele folgender Themenfelder:
- Häuser, die aufgrund der Abdankung der Monarchen im Spätherbst 1918 in die Verantwortung der neu gegründeten Kommunen und Länder übergingen, werden auf besondere Weise Teil der politischen Auseinandersetzung um die neue Republik. So lassen sich bspw. Rezensionen nicht nur als theaterästhetische, sondern auch als politische Aushandlungsdokumente betrachten.
- Stadt- und Landestheater, die entweder Impulse der Moderne aufnehmen oder so viele neue Inszenierungen pro Monat herausbringen, dass der Fokus nicht auf der Ästhetik, sondern auf der Popularität von Narrativen liegt. Interessant sind hier ebenso Lokalzeitungen und deren Charakterisierungen der Pflichten und Verantwortungen von Theatern.
- Die Rolle von Theatermacherinnen, deren Geschichten zu oft übersehen wurden. Mögliche Fragen sind: An welchen Stellen sind Frauen am Inszenieren beteiligt, welchen Einfluss haben Schauspielerinnen auf Ästhetik, Themen und Stückwahl?
- Freilicht- und Naturbühnen, auf denen vor allem in ländlichen Regionen in Sommermonaten Theater gegeben wurde (mit lokalen Amateur:innen oder von einem regionalen Stadt- oder Landestheater engagierten Schauspieler:innen) und somit u.a. den Tourismus an-kurbeln sowie die lokale Identität prägen.
- Formen und Themen eines Theaters für die Arbeiterklasse: Neben der Volksbühnenbewegung sind auch Laienaufführungen oder populäre Inszenierungen in Arbeitervierteln der Großstädte von Interesse.
- Theater von und für marginalisierte/n Gesellschaftsgruppen, z.B. die homosexuelle Theaterbewegung (siehe Senelick 2008).
Der enge Kanon theaterhistorischer Forschung zur Weimarer Republik soll um Beispiele erweitert werden, deren Ästhetiken nicht immer der Perspektive des Aufbruchs in die Moderne entsprechen mögen, oder die außerhalb der kulturellen beziehungsweise gesellschaftlichen Zentren stattfanden und daher von der Forschung übersehen wurden, die allerdings entscheiden-den Anteil an den Erfahrungswelten der Theaterbesucher:innen im Deutschen Reich 1920 hatten.
Der Workshop findet am Nachmittag und Abend des 3. Dezember sowie am Vormittag des 4. Dezember 2020 statt. Entsprechend der dann aktuellen Situation um das Coronavirus wird die Veranstaltung entweder in Köln oder digital als Zoom-Meeting durchgeführt. Am Abend des 3. Dezember porträtiert Peter W. Marx, Direktor der TWS und Professor für Theater- und Medienwissenschaft an der Universität zu Köln, in einem Keynote-Vortrag die ästhetische und institutionelle Situation des Theaters im Deutschland um 1920. An beiden Tagen werden die Workshopteilnehmer:innen ihre vorläufigen Forschungsergebnisse zu einzelnen Fallbeispielen in 20minütigen Vorträgen präsentieren; für jeden Vortrag wird eine Diskussionszeit von ca. 30 Minuten eingeplant. Die Vorträge sind als Werkstattberichte zu verstehen: Es geht daher nicht um komplett durchdachte Analysen. Sie sollen stattdessen Perspektiven eröffnen, Impulsen nachgehen oder über Inszenierungen nachdenken, die (eventuell) nur mit wenig Quellenmaterial dokumentiert sind. Außerdem hat der Workshop das Ziel, die Forschung zum Theater der Weimarer Republik nachhaltig zu stärken, weshalb über Netzwerkprojekte nachgedacht werden soll.
Bitte schicken Sie ein Abstract von ca. 150 Wörtern und eine Kurzbiografie bis 20. September 2020 an . Reise- und Übernachtungskosten (falls notwendig) können dank der Förderung im Programm „20x1000“ (gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) des Vereins Weimarer Republik e.V. in Einzelfällen und begrenztem Maße übernommen werden (wobei Nachwuchswissenschaftler:innen prioritär unterstützt werden).