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CfP „Zur Sache! Objektwissenschaftliche Ansätze der Sammlungsforschung“ - bis 29. April bewerben
Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung am MUT
Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung finanzierten „Jungen Forums für Sammlungs- und Objektforschung“ veranstaltet das Museum der Universität Tübingen MUT gemeinsam mit der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V. den Workshop „ZUR SACHE! Objektwissenschaftliche Ansätze der Sammlungsforschung aus disziplinärer, wissenschaftsgeschichtlicher und überfachlicher Perspektive“.
Der Workshop findet vom 6. bis 8. September 2018 am MUT im Rahmen der Reihe „Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung“ statt. Eingeladen dazu sind Nachwuchsissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, insbesondere Graduierte (Master/Magister), Doktorandinnen und Doktoranden aller Disziplinen, die an materiellen Objekten und Sammlungen forschen.
Im Rahmen des geplanten Workshops am MUT sollen wissenschaftliche Fragen, Methoden und Ergebnisse vorgestellt und mit anderen Nachwuchswissenschaftlerinnen sowie Experten diskutiert werden. Darüber hinaus erwarten wir von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass sie bereit sind, ihre Arbeit mit Vertretern anderer Disziplinen zu erörtern und sich an der anschließenden Publikation zu beteiligen.
Thema
Die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Beachtung und Neubewertung wissenschaftlicher Sammlungen an Universitäten, Hochschulen und Akademien hat auch die Relevanz des materiellen Objektes als wissenschaftlichem Zeugnis – insbesondere im Verhältnis zum Schriftdokument und zum Bild – beträchtlich erhöht. Ganz im Gegensatz zu dieser erfreulichen Diagnose mangelt es jedoch bei der wissenschaftlichen Bearbeitung von Sammlungs- und Objektlagen noch immer an theoretischen Grundlagen zur Herangehensweise oder gar über einzelne Fachkulturen hinausgehenden gemeinsamen methodischen Vorstellungen, die dem spezifischen Charakter des Objekts entsprächen. Dies gilt insbesondere dann, wenn dem materiellen Objekt nur Bildcharakter eingeräumt wird und damit ein gewichtiger Teil seines Erkenntnispotentials ungenutzt bleibt. Daran konnten auch die seit Jahrzehnten existierenden analytischen Schwerpunktsetzungen, wie etwa die material studies, nichts ändern.
Hier sollen nun Konkretionen des Objekts befragt werden. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass das Objekt nicht Substitut, sondern immer auch entscheidender Teil der Realität ist. Mehr noch: Es stellt sogar eine ganz eigene Form und Qualität der Realität dar. Das Objekt birgt Eigenschaften, ihm werden Funktionen und Bedeutungen zugewiesen. Es hat als Medium, Mittel, Werkzeug oder Kunstwerk selbstredend eine völlig eigenständige Forschungs- und Erkenntnisberechtigung. Viele Objekte materialisieren ein immaterielles Gedankenkonstrukt, das sich schwer anders fixieren lässt. Und selbst Bilder oder unsere Sprache, die gewöhnlich am besten in der Lage ist, die komplexesten theoretischen Zusammenhänge zu formulieren, vermögen das Potential der materialisierten Objekte nicht zu erreichen oder gar zu ersetzen.
Denn oft erlaubt erst das Objekt, eine Vielzahl von Theorien, Fakten, Zusammenhängen und Überlegungen, von Nutzungen und Zeitspannen überhaupt sichtbar werden zu lassen, sie materiell „fassbar“, buchstäblich „begreifbar“ zu machen und Erkenntnisprozesse anzustoßen. Kurz: Nicht nur die Bibliotheken, Archive und Bildersammlungen gelten als erhaltens- und förderungswürdige Lehr- und Forschungsinfrastrukturen, sondern auch die zahlreichen Sammlungen von Objekten. Denn wissenschaftliche Sammlungen an Universitäten bieten breite Möglichkeiten: als materieller Wert an sich, als kulturelles Erbe der Universität, als direkte Quellen oder als Infrastruktur von Forschung, als Lehrmittel und Lehrinfrastruktur, zur Konkretion von fachlichen Inhalten, für überfachliche und praxisnahe Qualifizierungsmöglichkeiten, zur Profil- und Imagebildung der Universität, für eine optimierte bildungspolitische Wahrnehmung auf der Ebene des Trägers, also meist des Landes, zur verbesserten öffentlichen Sichtbarkeit und damit zur Öffnung und positiv veränderten Wahrnehmung einer von außen nicht selten als hermetisch betrachteten Institution Universität – um nur die wichtigsten Potentiale anzuführen.
Die Frage stellt sich zunächst, ob es denn überhaupt über die einzelnen fach- und wissenschaftsgeschichtlichen Perspektiven hinaus überdisziplinäre methodische Fokussierungen geben könnte, um sammlungsspezifische, mithin „objektwissenschaftliche“ Wege zu weisen?
So soll in diesem Workshop die Relevanz von Objekten beleuchtet sein: Form, Materialität, Dimension, Entstehungskontext, konkrete Nutzung, räumliches Vermögen, Zeitzeugenschaft, Repräsentationsfunktion, ästhetisches Affizierungspotential und viele andere objektspezifische Qualitäten können aus unterschiedlichsten fachlichen Perspektiven dadurch nochmals klarer vor Augen treten.
Für die Diskussion erbeten sind Abstracts aus allen Disziplinen – ausdrücklich auch aus den naturwissenschaftlichen Fächern – um zunächst die Grundlagen objektwissenschaftlicher Tendenzen abstecken zu können.
Das Junge Forum für Sammlungs- und Objektforschung
Die Initiative „Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung“ ist ein Kooperationsprojekt der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen, Berlin, mit vier Universitäten; es wird von der VolkswagenStiftung finanziert. Die Workshopreihe bietet eine besondere Plattform für jüngere Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, um sich fächerübergreifend miteinander zu vernetzen und Fragen der objektbasierten Forschung insbesondere in wissenschaftlichen Sammlungen an Hochschulen zu reflektieren.
Zentrales Anliegen ist es, den wissenschaftlichen Nachwuchs dazu anzuregen, mit wissenschaftlichen Sammlungen und Objektbeständen an Hochschulen zu arbeiten, Objektkompetenz zu erwerben und interdisziplinäre Projekte entwickeln zu lernen.
Informationen
Wir bitten um kurze Abstracts im Umfang von maximal einer Seite für eine 20-minütige Präsentation sowie einen knappen Lebenslauf mit Stichworten zu den Forschungsinteressen an (Stichwort: „Junges Forum“). Stichtag der Einsendung ist der 29. April 2018.
Die Tagungsbeiträge werden von der Gesellschaft für Universitätssammlungen e.V. (GfU) digital publiziert; die Reise- und Übernachtungskosten werden erstattet.
Portal „Wissenschaftliche Sammlungen“
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