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Forschung und Lehre, Sammlungen

Empfehlungen zur Hinterlegung biologischen Belegmaterials in wissenschaftlichen Sammlungen

Wissenschaftliche Sammlungen bilden die Grundlage nachhaltiger Biodiversitätsforschung und sind Archive des Lebens sowie Raum-, Zeit- und Gen-Datenbanken. Sie dienen aber nicht nur der Aufbewahrung von namenstragenden Typusexemplaren und Belegexemplaren, die u. a. das Vorkommen von Organismen und den Zustand ihrer Lebensräume dokumentieren (Verbreitungsdaten). Mit ihren teilweise individuenreichen Serien, Metadaten und fossilen Belegexemplaren dokumentieren sie auch die Variabilität von Organismen und deren Lebensräumen.

Wissenschaftliche Sammlungen sind die einzig verfügbare nachhaltige Basis zur Analyse der Artenvielfalt vergangener Epochen und bilden die Grundlage, um Veränderungen im Laufe der Zeit vor dem Hintergrund des Evolutionsgeschehens zu verstehen und zu erklären. Sie stellen eine hervorragende Basis für biogeographische Analysen in Raum und Zeit dar und erlauben damit die Entwicklung von Vorhersagen über die Auswirkungen anthropogener Aktivitäten (z.B. Klimaveränderungen, Ozeanversauerung).

Die Hinterlegung von Belegmaterial einschließlich der Umweltproben in wissenschaftlichen Sammlungen entspricht daher der guten wissenschaftlichen Praxis und damit den Prinzipien einer FAIRen Wissenschaft. Eine systematische Hinterlegung ist sowohl aus Gründen der Replizierbarkeit von Forschungsergebnissen als auch zur Ermöglichung einer Nachnutzbarkeit von mit öffentlichen Mitteln gesammelten Proben hoch relevant.

Bei biologischem Material, das unter das Nagoya-Protokoll fällt, ist die Hinterlegung von Belegmaterial ein wichtiger Bestandteil der erforderlichen Dokumentation.

Die Senatskommission für Erdsystemforschung (SKE) und die Ständige Senatskommission für Grundsatzfragen der biologischen Vielfalt (SKBV) sprechen sich daher gemeinsam für einen nachhaltigen Umgang mit biologischem Belegmaterial in wissenschaftlichen Sammlungen aus. Hierzu werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gebeten, bereits bei der Beantragung von Forschungsprojekten einen verantwortungsvollen Umgang mit dem zu sammelnden Tier- und Pflanzenmaterial zu planen und dadurch einen nachhaltigen Mehrwert anzustreben. Als Hilfestellung für die Forschenden wird eine Listung der Minimaldaten zu gesammeltem Belegmaterial, die für die Hinterlegung in etablierten Sammlungen nötig ist, bereitgestellt.

Veröffentlicht am 02.11.2023