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Digitalisierung, Forschung und Lehre

Gelder für Forschungsprojekt zur Greifswalder Gustaf-Dalman-Sammlung eingeworben

Mit den Projektmitteln soll die „Geschichte hinter den Bildern" erforscht werden.
Prof. Dr. Stefan Beyerle, Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts, Foto: Jan Meßerschmidt

Prof. Dr. Stefan Beyerle, Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts, Foto: Jan Meßerschmidt

Die rund 15.000 historischen Fotografien, die das Gustaf-Dalman-Institut der Theologischen Fakultät Greifswald aufbewahrt, werden in den kommenden zwei Jahren wissenschaftlich neu bewertet. Europaweit einmalig, zeichnet die Sammlung an der Universität Greifswald ein eindringliches Bild Palästinas um 1900. Das Geld für die neuen Forschungsarbeiten wurde durch Professor Daniel Stein Kokin, Juniorprofessor für Jüdische Literatur und Kultur an der Theologischen Fakultät, in Großbritannien eingeworben: 62.400 Britische Pfund (ca. 74.000 Euro).

In den letzten Jahren konnte das Gustaf-Dalman-Institut bereits fast 5.000 Glasplattendias und Luftaufnahmen digitalisieren. Rund zwei Drittel davon lassen sich über zwei Online-Datenbanken recherchieren. Mit den eingeworbenen Projektmitteln wird nun auch die Geschichte hinter den Bildern erforscht. „Wir wollen wissen: Wer hat sie fotografiert? Für welchen Zweck entstanden sie? Wurden sie gestellt oder aus dem Moment heraus gemacht? Die abgebildeten Orte und Personen sollen identifiziert und in die Datenbank eingepflegt werden“, so die Kustodin der Sammlung, die Theologin und Kunsthistorikerin Dr. Karin Berkemann. „Das kann zur Detektivarbeit werden, wenn ein Ort viele verschiedene Namen trägt: auf Hebräisch, Aramäisch, Arabisch, Griechisch, Lateinisch, aber auch Englisch, Französisch.“

Bei diesen schwierigen Recherchen kann oft Gustaf Dalman selbst weiterhelfen: Zu vielen der Fotografien machte er Notizen. Über die „Fliegerbilder“, Luftaufnahmen des frühen 20. Jahrhunderts, legte er durchscheinendes Papier und beschriftete Orte und Landschaften. Besonders interessieren die neue Kustodin aktuell rund 1.200 Fotografien: Viele von ihnen sind Kunstdrucke; ein Teil ist handkoloriert. Die Aufnahmen stammen aus der Zeit um 1900 und zeigen Motive des Heiligen Landes wie ein traditionelles Gemälde. Man wollte nicht streng wissenschaftlich dokumentieren, sondern mit der Kamera kunstvolle Bilder erschaffen. Andere Fotografien stammen aus den privaten Alben von Gustaf Dalman.

„Die Sammlung zur Landeskunde Palästinas ist keine folkloristische Kollektion. Die Sammlungsstücke und vor allem die Fotografien dokumentieren das Land Palästina und seine Bewohner in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, das Land der Bibel, das es heute so nicht mehr gibt. Die privaten Alben Dalmans fangen unverfälschte Momentaufnahmen ein, wie sich Kulturen begegnen. Wenn man darin blättert, hat man das Gefühl, als wäre man selbst dabei gewesen. Das ist ein seltener Einblick in die Forschungen und Reisen des Palästinainstituts zwischen 1903 und 1910. Wir erfahren, wie geforscht wurde“, so Professor Dr. Stefan Beyerle, der Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts.

In den kommenden zwei Jahren soll Dalmans Sammlung für mehr Interessierte besser zugänglich gemacht werden. Die historische Fotografien werden weiter digitalisiert und darüber hinaus alle Daten einheitlich aufbereitet, zusammengeführt und verknüpft. Die neuen und die bereits vorhandenen digitalen Bestände sollen anschließend vollständig über die zentrale Datenbank der Universität Greifswald, das Digitale Sammlungsportal, recherchierbar sein. Nur so kann die Gustaf-Dalman-Sammlung später auch europaweit vernetzt werden. Denn immer häufiger fragen Forscher aus aller Welt nach den Informationen und den Geschichten hinter den in Greifswald verwahrten Bildern.

Jeden Mittwoch finden um 12:30 Uhr öffentliche Führungen durch die Gustav-Dalman-Sammlung statt. 

(via idw/Presse- und Informationsstelle der Universität Greifswald/Jan Meßerschmidt)

Veröffentlicht am 18.11.2013