Sammlungen
Sammlung Langerman an das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin übergeben
Der Stifter Arthur Langerman neben den ersten wissenschaftlichen Auswertungen von antisemitischen Bildern aus seiner privaten Sammlung. © TU Berlin/PR/Felix Noak
Der belgische Sammler Arthur Langerman hat seine auf mehrere Millionen Euro geschätzte einzigartige Sammlung antisemitischer visueller Artefakte dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin übergeben. Das Arthur-Langerman-Archiv für die Erforschung des visuellen Antisemitismus (ALAVA) wird als Teil des ZfA zukünftig an einem neuen Standort in der Kaiserin-Augusta-Allee in Berlin-Moabit untergebracht sein. Auf rund 1.400 Quadratmetern Nutzfläche werden neben neuen Seminar-, Büro- und Ausstellungsräumen das ALAVA sowie die eigene Spezialbibliothek des Zentrums der wissenschaftlichen Forschung und Lehre neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen.
Die Sammlung des in Brüssel lebenden Arthur Langerman ist das weltweit größte Privatarchiv von antisemitischen Bildern. Sie macht das visuelle Repertoire der Judenfeindschaft in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit, Boshaftigkeit und Konsequenz sichtbar. Bestehend aus nahezu 8000 Einzelstücken, darunter mehr als 3500 Postkarten, über Tausend handgezeichnete Skizzen, mehrere Hundert Plakate sowie zahllose Druckwerke und Gemälde, zeichnet sich die Sammlung nicht nur durch ihren Umfang, sondern auch durch ihre historische und regionale Vielfalt aus. Der historische Schwerpunkt der Sammlung Langerman erstreckt sich vom späten 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, umfasst aber auch Sammelobjekte aus der Zeit nach 1945.
Die Sammlung, deren Bestandteile der Forschung teilweise bislang völlig unbekannt sind, bilden einen Quellenfundus von großem Potenzial für die Geschichtswissenschaft – insbesondere für die Antisemitismusforschung im Bereich der Vorurteilsforschung, in der der Fokus bisher vor allem auf Textdokumenten lag. Sie soll in Forschung und Lehre Einsatz finden: Durch eine systematische Untersuchung von antisemitischen Gefühlen beziehungsweise der emotionalen Relevanz von Bildern soll Forschungsdesideraten entgegengewirkt werden. Damit setzt sich insbesondere Prof. Dr. Uffa Jensen, stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, auseinander. Seine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Heisenberg-Professur an der TU Berlin widmet sich besonders diesem Bereich in historischer Perspektive und begründet eine visuelle Emotionsgeschichte. Schon im vergangenen Semester durfte eine Studierendengruppe des MA-Studiengangs „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung“ am ZfA mit Originalen aus Arthur Langermans Sammlung wissenschaftlich zum Thema „Antisemitische Bildpostkarten aus deutschen Kurorten“ arbeiten.