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Sammlung Wallmoden muss Universität Göttingen verlassen

Sogenannte Knöchelspielerin aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Die römische Marmorfigur wurde 1765 in Rom ausgegraben und dort von Wallmoden erworben. Foto: Stephan Eckardt.

Sogenannte Knöchelspielerin aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Die römische Marmorfigur wurde 1765 in Rom ausgegraben und dort von Wallmoden erworben. Foto: Stephan Eckardt.

Die Sammlung Wallmoden ist die älteste private Sammlung antiker Skulpturen in Deutschland. Beherbergt ist sie seit 44 Jahren an der Universität Göttingen. Nun hat ihr Besitzer, Erbprinz Ernst August von Hannover, den Leihvertrag mit der Universität gekündigt und die z.T. über 2.000 Jahre alten Stücke zurückgefordert.

Die Sammlung besteht aus 56 Statuen und Büsten, darunter römische Kaiser und antike Götter. 1765 wurde sie von Johann Ludwig von Wallmoden angelegt. Wallmoden, ein Sohn des englischen Königs Georg II., war in Kontakt mit vielen Wissenschaftlern seiner Zeit, darunter Johann Joachim Winckelmann und auch Christian Gottlob Heyne, der in Göttingen das Fach Archäologie mit begründete. Bereits Wallmoden stellte die Sammlung öffentlich in einem eigens zu diesem Zwecke gebauten kleinen Schloss in Hannover aus. Nach dem Tod Wallmodens im Jahr 1811 wurde die Sammlung an das Welfenhaus verkauft, in dessen Eigentum sie sich bis heute befindet.

1979 gelang es dem Göttinger Professor Klaus Fittschen, die einzigartige Sammlung als Leihgabe an die dortige Universität zu holen. Er organisierte zunächst eine Sonderausstellung, aus der später eine Dauerausstellung wurde. Diese gibt es seit mittlerweile 44 Jahren in Göttingen, wo sie geliebt und geschätzt wird. Dass der Erbprinz sie nun ohne Begründung wiederhaben will, versteht niemand so richtig. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Lehr- und Forschungsbetriebs, der von nun an ohne die Sammlung auskommen muss. 

Auch Daniel Graepler, Kustos der Göttinger archäologischen Sammlung, bedauert ihren Weggang sehr und betont die Wichtigkeit für den Forschungsbetrieb: „Wie man sich denken kann, fühle ich da ein großes Bedauern, weil sie hier so nützlich war. So geht ein Stück unserer Grundarbeit, die wir hier leisten, verloren. Ich kann nur hoffen, dass die Sammlung als Ganzes zukünftig wieder öffentlich zu sehen sein wird."

Am Pfingstsonntag (28. Mai) kann die Sammlung in Göttingen ein letztes Mal besichtigt werden. In der Woche darauf wird sie dann bereits verpackt und verlässt ihren jetztigen Standort. Ob und gegebenenfalls wo sie zukünftig zu sehen sein wird, ist unklar.

Veröffentlicht am 23.05.2023