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Sammlung Willerding an der Universität Göttingen wird wieder in Forschung und Lehre genutzt

Prof. Dr. Hermann Behling zeigt ein Wellerholz aus der Sammlung Willerding. Foto: Universität Göttingen

Prof. Dr. Hermann Behling zeigt ein Wellerholz aus der Sammlung Willerding. Foto: Universität Göttingen

Seltene Objekte, die bis in die Steinzeit zurückreichen, können ab sofort an der Universität Göttingen wieder für Forschung und Lehre genutzt werden. Die Hölzer, Halme, Blätter, Fruchtstände und Samen stammen aus unterschiedlichen Kulturen vom Mesolithikum bis zur Frühen Neuzeit. Als pflanzliche Reste wurden sie bei Ausgrabungen in ganz Europa und Nordafrika gefunden. „Jetzt können wir unseren Studierenden zeigen, dass die Menschen in der mittleren Steinzeit auch Haselnüsse gegessen haben“, sagt Prof. Dr. Hermann Behling. Er leitet die Abteilung Palynologie und Klimadynamik am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften und hat die wissenschaftliche Sammlung gerade erst übernommen.

Gesammelt hat die getrockneten oder verkohlten Materialien der emeritierte Göttinger Paläo-Ethnobotaniker Prof. Dr. Ulrich Willerding. Die nach ihm benannte Sammlung Willerding beinhaltet auch Feuchtproben aus Kloaken und vom Menschen bearbeitete Materialien wie Kleidung, Essgeräte, Werkzeuge und Baustoffe, die der Göttinger Wissenschaftler zwischen 1960 und 2010 aufbewahren konnte. Die Fundorte reichen von der altägyptischen Nil-Insel Elephantine bis zum wikingerzeitlichen Handelsplatz Haithabu. 

Dass die umfangreiche Sammlung wieder ans Licht kam, ist der Initiative von Dr. Susanne Hummel vom Institut für Historische Anthropologie und Humanökologie zu verdanken. Gisela Wolf, eine Mitarbeiterin Prof. Willerdings, erfasste die Objekte und Präparate systematisch; die Zentrale Kustodie vermittelte den Kontakt zu Prof. Behling, der die Materialien nun zum Forschen und Lehren nutzen kann. „Getreidekörner zum Beispiel sagen viel darüber aus, wie Menschen gelebt haben“, so Prof. Behling. Anhand der Wellerhölzer - mit Stroh und Lehm umwickelte Balken - können die Studierenden und Promovierenden beispielsweise nicht nur die Art des Fachwerkbaus untersuchen, sondern auch, was die Menschen angepflanzt und wie sie ihre Umwelt gestaltet haben. Die ersten Analysen zeigen, dass es im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit zum Beispiel sehr viel mehr Klatschmohn und Kornblumen als heute gab. Die Äcker waren bunt und der Roggen fast zwei Meter hoch.

(Pressemitteilung)

Veröffentlicht am 15.04.2014