Ausstellungen
Sonderausstellung „Der Tübinger Kanon. Wie die antike Skulptur an den Neckar kam“
Schloss Hohentübingen MUT | Alte Kulturen
Anfang des Jahres 1836 begannen Gottlieb Tafel und Ernst Christian Walz, Professoren für „alte Litteratur“ in Tübingen, ein ambitioniertes Projekt: den Aufbau einer Sammlung von Gipsabgüssen nach antiker Skulptur. Ähnliche Sammlungen waren in deutschen Ländern an Kunstakademien und Fürstenhöfen schon früher eingerichtet worden, an Universitäten waren sie in den 1830er Jahren noch eine vergleichsweise neue Erscheinung, die für die Etablierung der Archäologie als eigenes Universitätsfach von großer Bedeutung sein sollte. Als treibende Kraft des Projekts erreichte Walz die Bewilligung von 2.000 Gulden zur Einrichtung eines „academischen Museums“ das vornehmlich didaktischen Zwecken dienen sollte. In den Jahren 1836 bis 1838 wurden davon 35 „Gÿps-Abgüße“ nach antiken Statuen, Büsten und Reliefs der „vorzüglichsten Kunstwerke der Alterthümer“ angeschafft. Fast durchgängig bestand dieser ‚Tübinger Kanon‘ aus berühmten Werken der antiken Bildhauerkunst wie der Laokoon-Gruppe, dem Apollon vom Belvedere oder Friesplatten vom Parthenon in Athen.
Neu erschlossene Archivquellen erlauben die Rekonstruktion dieses ursprünglichen Kerns der Sammlung, aber auch der vorausgehenden Wunschlisten, der Preise und Bezugsquellen sowie der Aufstellung der Skulpturen im Rittersaal auf Hohentübingen, damals Lesesaal der Universitätsbibliothek. In diesen Saal sind die Abgüsse Mitte der 1990er Jahre nach über 100jähriger Abwesenheit zurückgekehrt.
Im Rahmen eines Seminars mit Tübinger Studierenden der Klassischen Archäologie erarbeitet, führt die Ausstellung den Grundstock dieser Sammlung wieder zusammen und zeigt, was für eine Antike den Studenten des mittleren 19. Jahrhunderts hier vermittelt wurde. Sie erläutert die Kriterien, nach denen sich die Zeitgenossen für gerade dieses Ensemble von Werken der antiken Skulptur entschieden, sowie die Interessen und Fragestellungen, mit denen sie sich ihnen näherten. So entsteht ein buchstäblich plastischer Einblick in die Ausrichtung einer Disziplin in ihrer Entstehungsphase als universitäre Wissenschaft.
Eine Kooperation zwischen dem MUT und dem Institut für Klassische Archäologie.
Laufzeit
22. Februar 2019 bis 7. April 2019
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr
Donnerstag 10 bis 19 Uhr
Führungen
Kostenfreie Führungen zur Sonderausstellung finden jeden Samstag, 15:00 Uhr statt. Es führen der Kustos oder am
Projekt beteiligte Studentinnen und Studenten.
Treffpunkt: Museumskasse
Dauer: etwa 45 Minuten
Weitere Führungen auf Anfrage.
Besucherdienst
Telefon 07071 - 29 77 384
Portal „Wissenschaftliche Sammlungen“
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