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Sonderausstellung „Stimmen. Sprachforschung im Krieg 1917-1918“

Forum Wissen Göttingen
Sonderausstellung „Stimmen. Sprachforschung im Krieg 1917-1918“

Wissenschaft zu Kriegszeiten ist das Thema eines gemeinsamen Ausstellungs- und Theaterprojekts vom Forum Wissen und dem Freien Theater boat people projekt.

Von April 1917 bis Ende 1918 waren im Göttinger Kriegsgefangenenlager fünf Gefangene aus dem heutigen Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan interniert. Sunab Gul, Abdul Aziz Khan, Hazrat Shah, Beid Ullah Chan und Shahdad Khan wurden auf Initiative von Friedrich Carl Andreas, Professor für Westasiatische Sprachen an der Universität Göttingen, in das Göttinger Kriegsgefangenenlager überführt. Andreas nutzte die Situation der Kriegsgefangenen für seine Forschungsinteressen. Der Sprachwissenschaftler notierte ihre Erzählungen, Geschichten und Lieder und befragte sie nach den politischen und geografischen Verhältnissen in ihren Heimatregionen. In der Sonderausstellung „Stimmen“ wird ein Teil der dabei entstandenen Dokumente zum ersten Mal einem größeren Publikum gezeigt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Aufzeichnungen und Sprachaufnahmen von den Gefangenen und der Versuch, die individuellen Menschen dahinter sichtbar zu machen. In drei Kapiteln – Herstellung der Sprachaufnahmen, Lageralltag und Forschungspraxis – wird gezeigt, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Andreas und den Gefangenen konkret gestaltete. Unter welchen Umständen hat Andreas seine Sprachforschungen in dieser Zeit betrieben? Was können uns die Dokumente heute erzählen und wessen Stimme ist in ihnen zu vernehmen? Welchen Anteil hatten die Gefangenen an der Wissensproduktion im Lager?

Die „Stimmen“ werden hörbar gemacht und die Geschichte neu erzählt im eigens konzipierten Theaterstück „Avaz – Voices – Unerhörte Stimmen“ vom Göttinger Freien Theater boat people projekt. Parallel zur Ausstellung finden im Forum Wissen insgesamt sechs Aufführungen statt. Das fiktionale Stück verwebt die Materialien aus überlieferten Handschriften und Texten von denjenigen Gefangenen, mit denen Andreas in Göttingen zusammengearbeitet hat, und bietet eine aktuelle Auseinandersetzung mit dem Thema.

Zeitraum der Ausstellung: 30.3.-9.7.2023

Portal „Wissenschaftliche Sammlungen“

Georg-August-Universität Göttingen
Veröffentlicht am 12.04.2023 von Christian Vogel · vogel(at)kustodie.uni-goettingen.de